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Klimaprojektionen für Europa

Die Klimaänderungen werden sich nach gängigen Modellrechnungen in Europa im 21. Jahrhundert je nach Region recht unterschiedlich entwickeln. Zwar wird es überall wärmer, aber doch mit deutlichen regionalen und jahreszeitlichen Unterschieden. Und auch die Niederschlagsänderungen weichen etwa zwischen Skandinavien und dem Mittelmeerraum erheblich voneinander ab.

© Christensen et al. 2015


Abb. 1:
Veränderung der mittleren Winter- und Sommertemperaturen bei einem globalen 6°C-Szenario (~RCP8.5) bis 2100 und später im Vergleich zu 1976-2005.1a

Die jährlichen Mitteltemperaturen werden über dem Land in Europa stärker ansteigen als im globalen Mittel. Nach dem RCP4.5-Szenario wird es bis zum Ende dieses Jahrhunderts in Europa zu einer Erhöhung der jährlichen Mitteltemperaturen zwischen 1,0 und 4,5 °C kommen und nach dem RCP8.5-Szenario um 2,5 bis 5,5 °C. Dabei zeigen die Temperaturveränderungen sehr charakteristische regionale Unterschiede im Sommer und Winter: Im Sommer wird der Südwesten mit 4-6 °C und mehr die stärkste Erwärmung erfahren, im Winter findet sich die höchste Temperaturzunahme mit 5-6 °C und mehr im Nordosten des Kontinents.1 Eine Untersuchung der Obergrenze der Erwärmung in Europa anhand von Regionalmodellen kommt noch zu deutlich höheren Ergebnissen (Abb. 1).2 Betrachtet wurden auf Europa bezogene Modelle mit einer Auflösung von 25x25 km, die konsistent mit Globalmodellen sind, die eine globale Erwärmung von 6 °C und mehr am Ende des 21. Jahrhunderts oder in der ersten Hälfte des 22. Jahrhunderts simulieren, was ungefähr dem RCP8.5-Szenrio entspricht. Die Zunahme der Wintertemperaturen reicht hiernach in Europa von 5 °C im Westen und Süden bis über 9 °C im Nordosten. Im Sommer findet sich die höchste Temperaturveränderung mit mehr als 9 °C auf der Iberischen Halbinsel und im südlichen Frankreich. Eine starke Erwärmung um 7-8 °C ist außerdem an der nördlichen Küste der Skandinavischen Halbinsel zu erwarten. Die niedrigste Temperaturzunahme im Sommer wird mit 5-6 °C in weiten Teilen des nördlichen Europa von der Ostsee bis zu den Britischen Inseln simuliert.

Der Grund für die Entwicklung im Sommer sind die Niederschlagsdefizite und ausgetrockneten Böden, die die Evapotranspiration und damit deren Abkühlungseffekt stark einschränken.4 Für die ungewöhnlich starke Erwärmung im Norden spielt der Eis-/Schnee-Albedo-Effekt die entscheidende Rolle: Der Rückgang von Schnee- und Eisdecken verstärkt die Erwärmung durch die höhere Strahlungsabsorption.

Auch im westlichen Mittel- und Nordeuropa wird es trotz der prognostizierten Abschwächung des Nordatlantikstroms (der Nordatlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation)5 zu einer Erwärmung kommen. Vor allem für Mitteleuropa wird es von Jahr zu Jahr nach einigen Modellen stärkere Schwankungen bei den Sommertemperaturen geben. Und als sehr wahrscheinlich für ganz Europa gilt, dass sommerliche Hitzewellen in Häufigkeit, Dauer und Stärke zunehmen werden, während die Zahl der Frosttage schrumpft.

Bei den Niederschlägen zeigt sich ein deutlicher Nord-Süd-Gegensatz: So nehmen im jährlichen Mittel in Nordeuropa um ca. 9% zu, in Südeuropa um 12% ab. Der stärkste Anstieg findet sich in Nordeuropa im Winter mit 15%, die stärkste Reduktion in Südeuropa im Sommer mit -24%. Auch in den anderen Jahreszeiten nehmen die Niederschläge in Südeuropa ab, wenn auch weniger stark als im Sommer. In Mitteleuropa findet sich im Sommer eine Tendenz zur Abnahme, im Winter zur Zunahme der Niederschläge. Eine Zunahme wird auch für Starkniederschläge vorhergesagt, z.T. auch, wenn die mittleren Niederschläge abnehmen wie in Mittel- und Südeuropa im Sommer. Entsprechend steigt hier auch das Risiko von Dürren.

© verändert nach IPCC 2007


Tab. 1:
Temperatur- und Niederschlagsänderungen 2080-2099 im Vergleich zu 1980-1990 nach dem A1B-Szenario. Angegeben sind der Mittelwert und die Bandbreite von 21 Modellsimulationen.6

In ganz Europa muss damit gerechnet werden, dass die Schneesaison kürzer und die Schneemächtigkeit geringer wird. Einige Modelle prognostizieren für Nordeuropa eine Verkürzung der Schneesaison um 1 bis 3 Monate und eine Abnahme der Schneedicke um 50-100% in den meisten Regionen. Die Folgen für den Wintertourismus sind gravierend. Auch die Eisbedeckung der Gewässer wird merklich abnehmen. So wird die maximale Eisausdehnung auf der Ostsee im Winter möglicherweise um 70% abnehmen und die Eissaison in der mittleren Ostsee um zwei bis drei Monate reduziert.

Anmerkungen:
1.a Quelle: Christensen, O.B., S. Yang, F. Boberg, C. Fox Maule, P. Thejll, M. Olesen, M. Drews, H. J. D. Sørup, J. H. Christensen (2015): Scalability of regional climate change in Europe for high-end scenarios, Climate Research 64, 25–38; Lizenz: CC BY
1. European Environment Agency (2016): Climate change, impacts and vulnerability in Europe 2016. An indicator-based report
2. Christensen, O.B., S. Yang, F. Boberg, C. Fox Maule, P. Thejll, M. Olesen, M. Drews, H. J. D. Sørup, J. H. Christensen (2015): Scalability of regional climate change in Europe for high-end scenarios, Climate Research 64: 25–38
3. Mittelwert von 21 Modellen; vgl. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, Table 11.1
4. Seneviratne, S.I., and R. Stöckli (2008): The role of land-atmosphere interactions for climate variability in Europe
5. In den Medien wird in diesem Fall häufig von der Abschwächung des Golfstroms gesprochen. Als Golfstrom wird jedoch nur der entlang der Ostküste Nordamerikas nach Norden strömende Teil des Globalen Förderbands bezeichnet. Dessen Fortsetzung nach Nordwesten, durch die warmes Wasser in den Nordwestatlantik transportiert wird, heißt korrekterweise Nordatlantikstrom. Um das Prinzip des ganzen Strömungssystems zu verdeutlichen, hat man früher von der thermohalinen Zirkulation gesprochen. In letzter Zeit hat sich in der Wissenschaft dafür der Begriff Meridionale Umwälzzirkulation (engl. Meridional Overturning Circulation, MOC) eingebürgert.
6. Verändert nach IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, Table 11.1