Klimawandel und Klimafolgen

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Wälder und Klima

Die klimatische Bedeutung von Wäldern

Die Wälder der Erde bedecken etwa 40 Millionen km2 bzw. 31% der globalen Landfläche. Davon nehmen die tropischen Wälder 45 % der globalen Waldbedeckung ein, die Wälder der  Subtropen 11 %, die der gemäßigten Zone 16 % und die der borealen Zone 27 %.1 Zwischen 1990 und 2020 hat der Waldanteil von 32,5 % auf 30,8 % abgenommen.2

© FAO 2020


Abb. 1: Globale Waldbedeckung nach Klimazonen, 2020B1

Wälder sind von großer Bedeutung für das menschliche Leben und Wirtschaften und stellen einer der artenreichsten Ökosysteme dar. Sie liefern Holz für Brenn- und Bauzwecke, stellen ein bedeutendes Trinkwasserreservoir dar, besitzen einen hohen Erholungswert und spielen im gegenwärtigen Klimawandel eine wichtige Rolle als Kohlenstoffsenke.


© Dieter Kasang


Abb. 2: Wichtige Beziehungen zwischen Wald und KlimaB2

Wälder sind nicht nur ein wichtiger Ressourcenlieferant und Erholungsraum für den Menschen, sondern auch ein bedeutender Faktor im Klimageschehen. Das ist schon darin begründet, dass Wälder dominierend an dem Kohlenstoffaustausch zwischen den terrestrischen Ökosystemen und der Atmosphäre beteiligt sind. Wälder nehmen CO2 direkt aus der Atmosphäre auf, das sie es zum Wachsen brauchen. In Wäldern sind 45 % des globalen terrestrischen Kohlenstoffs gespeichert, allein in den tropischen Wäldern 25 %.3 Bei der Veratmung geben sie einen Teil davon wieder direkt ab, weitere Teile werden bei der Verrottung von Pflanzenteilen emittiert. Bäume, die im Wachstum begriffen sind, oder eine sich ausdehnende Pflanzendecke nehmen mehr Kohlendioxid auf, als sie abgeben. Bei absterbenden Bäumen oder der Verringerung einer Pflanzendecke, z.B. durch Abholzung, ist das Umgekehrte der Fall.

Wälder beeinflussen außerdem die Albedo der Erdoberfläche und damit den Strahlungshaushalt. Die biogeophysikalischen Wechselwirkungen zwischen Vegetation und Atmosphäre bestehen vor allem im Austausch von Energie und Wasser. Die beiden physikalischen Schlüsselgrößen, die diesen Austausch steuern, sind die Albedo, die die Strahlung, und die Evapotranspiration (Verdunstung und Transpiration), die den Wasserkreislauf und die Temperatur beeinflusst.

© Dieter Kasang


Abb. 3: Unterschied der Albedo bei Waldbedeckung und AckerflächeB3

Wälder haben mit 10 % eine sehr viel geringere Albedo als z.B. Schnee- (bis zu 90 %), Wüstenoberflächen (ca. 30 %) oder Ackerflächen. Der Hauptgrund sind die dunklen Oberflächen von Wäldern. Hinzu kommt, dass Wälder eine komplizierte geometrische Oberflächenstrukur besitzen und daher das einfallende Licht vielfach reflektieren und absorbieren. Wichtig sind dabei die Blattfläche, die Blattorientierung im Verhältnis zum Lichteinfall, die Lichtdurchlässigkeit und das Reflexionsvermögen der Blätter. Bei Schneeflächen spielen Struktur und Alter des Schnees, der Verschmutzungsgrad, z.B. durch Rußablagerungen, und andere Faktoren eine Rolle. Auch Ackerflächen und Weiden können je nach Bewuchs eine unterschiedliche Albedo aufweisen, die jedoch geringer als die von Schnee oder Wüstenböden ist.

Bei einer geringen Albedo wird die einfallende Strahlung in hohem Maße absorbiert und die Oberfläche erwärmt sich stark. Dadurch wird langwellige Wärmestrahlung an die Atmosphäre abgegeben. Der Energieüberschuss der erwärmten Erdoberfläche wird aber auch durch sensible und latente Wärme abtransportiert. Ein sensibler (fühlbarer) Wärmefluss bedeutet, dass erwärmte Luft vom Boden in die Atmosphäre transportiert wird. Ein latenter Wärmefluss entsteht dadurch, dass dem Boden und der erwärmten Luft unmittelbar darüber durch Verdunstung Energie entzogen wird, die dann in höheren Luftschichten bei der Kondensation von Wasserdampf zu flüssigem Wasser (Tröpfchen) wieder freigesetzt wird. Eine Erhöhung der Albedo, z.B. durch Abholzung von Wald, bedeutet daher immer eine Abkühlung, eine Verringerung der Albedo, z.B. durch Aufforstung, eine Erwärmung.

Wälder bremsen bodennahe Luftströmungen und fördern die Aufnahme- und die Speicherfähigkeit der Vegetationsdecke für Wasser und dessen Verdunstung. Damit sind sie ein wichtiger Faktor im Wasserkreislauf der Atmosphäre. Besonders die tropischen Regenwälder verdunsten viel Wasser, das in Form von Wasserdampf über große Entfernungen verfrachtet wird und in trockeneren Gebieten zur Wolkenbildung und zum Niederschlag beiträgt. Gleichzeitig wird dabei auch die eingestrahlte Sonnenenergie in Wasserdampf gebunden und über große Strecken verteilt. Da Wälder extrem klimaangepasste Lebensgemeinschaften darstellen, haben klimatische Veränderungen auf ihre Verteilung, ihre Artenzusammensetzung und ihr Wachstum erhebliche Auswirkungen. Klimatische Bedingungen wirken sowohl direkt durch Temperatur, Niederschläge und Wind als auch über verschiedene Vermittlungsfaktoren, wie vor allem Waldbrände und Insekten- und Krankheitsbefall, auf den Wald.

Veränderungen der globalen Waldbedeckung

Zwischen 1990 und 2020 hat die globale Waldfläche um Netto 178 Mio. ha abgenommen, was etwa der Größe Libyens entspricht. Die Rate der Netto-Reduzierung der Waldfläche nahm dabei zwischen den 1990er auf die 2010er Jahre von -7,8 auf -4,7 Mio. ha pro Jahr ab. Z.T. wurde diese Entwicklung durch Aufforstung und natürliche Ausbreitung von Wäldern um 6,8 bzw. 7,3 Mio. ha jährlich vor allem in Asien und Europa bewirkt, so dass der jährliche Nettoverlust 2,7 Mio. ha in den 1990er und 6,3 Mio. ha in den 2000er Jahren betrug.4

© FAO 2020


Abb. 4: Änderung der globalen Waldbedeckung 1990 bis 2020B4

Es gab dabei allerdings deutliche regionale Unterschiede. Die höchsten Waldverluste hatte Südamerika mit 4 Mio. ha jährlich Netto im Zeitraum 2000-2010 zu verzeichnen, gefolgt von Afrika mit 3,4 Mio. ha/Jahr. Auch in der Region Ozeanien und hier vor allem in Australien  gingen 2000-2010 ca. 700 000 ha Waldfläche im Jahr verloren. In Nord- und Mittelamerika blieb dagegen im letzten Jahrzehnt die Waldfläche im Wesentlichen gleich. Und in Europa und Asien nahm sie sogar zu, in Europa um 700 000 ha und in Asien sogar um 2,2 Mio. ha pro Jahr.5  Nach Klimazonen aufgeteilt waren die Nettoverluste mit 6,8 Mio. ha pro Jahr auf die Tropen beschränkt, während alle übrigen Klimazonen ihre Waldflächen ausdehnten. Dabei übertrafen allerdings die Nettoverluste an Waldfläche in den Tropen die Gewinne in den andern Zonen um das 2,5-Fache. In den Tropen sind die Verluste an Waldfläche fast ausschließlich auf die Umwandlung von Waldgebieten in landwirtschaftliche Nutzung zurückzuführen. Die Zunahme von Waldflächen in der gemäßigten Zone beruht weitgehend auf die Zunahme von Neuanpflanzungen in Asien, vor allem in China. In der borealen Zone sind die Veränderungen schwieriger zu erklären. Eine Ursache kann die Wiederbewaldung von Agrarflächen auf nicht genutztem Ackerland in einigen Gebieten der früheren Sowjetunion, aber auch in Europa sein. Auch eine natürliche Expansion von Wäldern auf brache Ackerflächen kommt in Frage.4

Anmerkungen:
1.
FAO (2020): Global Forest Resources Assessment 2020 – Key Fi­ndings
2. FAO and UNEP (2020): The State of the World’s Forests 2020. Forests, biodiversity and people. Rome.
https://doi.org/10.4060/ca8642en
3. Bonan, G.B. (2008): Forests and Climate Change: Forcings, Feedbacks, and the Climate Benefits of Forests, Science 320, 1444-1449
4. FAO (2020): Global Forest Resources Assessment 2020 – Key Fi­ndings
5.  FAO (2010): Global Forest Resources Assessment 2010, FAO forestry paper 163

Bildquellen:
B1. FAO (2020): Global Forest Resources Assessment 2020 – Key Fi­ndings; Lizenz: CC BY-NC-SA
B2. Eigene Darstellung (D. Kasang), CC BY-SA
B3. Eigene Darstellung (D. Kasang), CC BY-SA
B4. FAO (2020): Global Forest Resources Assessment 2020 – Key Fi­ndings; Lizenz: CC BY-NC-SA