Klimawandel

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Klimaprojektionen für den Nordseeraum

Nordseeraum


Klimamodelle zeigen nach dem Szenario RCP4.5 eine allgemeine Verstärkung der Nordatlantische Oszillation bis zum Ende des 21. Jahrhunderts, besonders im Herbst. D.h. der Luftdruckunterschied zwischen dem Island-Tief und dem Azorenhoch wird größer und die Winde über der Nordsee werden stärker.1

© Dieter Kasang Änderung der Jahresmitteltemperatur über dem Nordseeraum 2071-2100 im Vergleich zu 1971-2000 nach dem Szenario RCP8.5


Abb. 1: Änderung der Jahresmitteltemperatur über dem Nordseeraum 2071-2100 im Vergleich zu 1971-2000 nach dem Szenario RCP8.5B1

Die Erwärmung über der Nordsee selbst fällt schwächer aus als über den angrenzenden Landgebieten. Nach RCP4.5-Simulationen wird es über der Nordsee bis zum Ende des 21. Jahrhunderts im Winter 1-2 °C wärmer, über dem angrenzenden Skandinavien dagegen um 3-4 °C. Im Sommer beträgt die Erwärmung über den Landgebieten Zentral- und Nordeuropas 2-3 °C, über der Nordsee wie im Winter ebenfalls nur 1-2 °C. Dabei zeigt sich über der Nordsee ein räumliches Muster mit einer stärkeren Erwärmung im Osten im Vergleich zur westlichen Nordsee während der kalten Jahreszeit und im Sommer mit einer höheren Temperaturzunahme im Süden im Vergleich zur nördlichen Nordsee.

Wichtiger als die schleichenden Änderungen der mittleren Temperaturen sind für die Folgen des Klimawandels die Änderungen von Extremwerten. Dazu gehören auch die sogenannten Kenntage wie Sommertage, tropische Nächte, Frosttage und Eistage, aber besonders länger anhaltende Phasen mit hohen bzw. niedrigen Temperaturen wie Hitze- und Kältewellen. Auch sie ändern sich deutlich zu wärmeren bzw. heißeren Bedingungen hin. So zeigen Modellberechnungen nach dem RCP4.5-Szenario bis zum Ende des 21. Jahrhunderts 11 und nach dem RCP8.5-Szenario 24 Sommertage/Jahr mehr als gegenwärtig. Auch die Anzahl starker Hitzewellen nimmt in Norddeutschland und Dänemark um 10-15 und im südlichen Norwegen um 30 während der Klimaperiode 2071-2100 gegenüber 1971-2000 zu.

© Dieter Kasang


Abb. 2: Änderung der Winterniederschläge über dem Nordseeraum 2071-2100 im Vergleich zu 1971-2000 nach dem Szenario RCP8.5B1

Die Niederschläge nehmen in der Nordseeregion im Winter zu und im Sommer ab, mit Ausnahme des südwestlichen Norwegen. Nach dem Szenario RCP4.5 beträgt die winterliche Zunahme bis zu 10 % (RCP4.5) bzw. 20 % (RCP8.5) bis zum Ende des Jahrhunderts. Im Sommerhalbjahr ist mit einer Abnahme bis zu 10 % in England, Belgien, den Niederlanden und Teilen Norddeutschlands zu rechnen, im südwestlichen Norwegen dagegen mit einer Zunahme von bis zu 10 % bzw. 40-80 mm. Auch die extremen Niederschläge ändern sich. So ergeben Modellprojektionen für die Intensität von Starkniederschlägen nach dem Szenario RCP4.5 eine Zunahme von 5-15 %  und nach RCP8.5 um 15-25 % in allen Jahreszeiten außer im Sommer.

© Dieter Kasang


Abb. 3: Änderung der Sommerniederschläge über dem Nordseeraum 2071-2100 im Vergleich zu 1971-2000 nach dem Szenario RCP8.5B1

Entsprechend der Verstärkung der NAO nehmen im Nordseeraum auch die Windstärken zu. Im Jahresmittel soll nach Modellberechnungen die Zunahme 10 % und mehr betragen. Allerdings gibt es auch Modellsimulationen, die keine Veränderung oder sogar eine Abschwächung der mittleren Windgeschwindigkeit zeigen. Möglicherweise nehmen jedoch die Windgeschwindigkeiten von Starkwinden um 5 % oder mehr zu.


Anmerkungen
1.
Die folgende Darstellung orientiert sich an: Quante, M. and F. Colijn (eds., 2016): North Sea Region Climate Change Assessment, Regional Climate Studies, DOI 10.1007/978-3-319-39745-0_3

Bildquellen
B1.
Eigene Darstellung (D. Kasang). Quelle der Daten: CORDEX EUR-11 von Earth System Grid Federation (ESGF) Datenportal, online unter: http://esgf-data.dkrz.de, Modell: KNMI-RACMO22E (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut), basiert auf ICHEC-EC-EARTH. Lizenz: CC BY-SA